In einer kleinen Stadt im Norden, irgendwo zwischen Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, lebte ein ganz besonderer Mann.
Die Leute nannten ihn den Bestatter mit dem Herzen aus Sternenstaub.
Sein kleines Haus stand am Rande eines Waldes, und auf dem Schild an der Tür stand:
„Abschied mit Liebe – für Groß und Klein“.
Die Erwachsenen wussten, was das bedeutete.
Aber für Kinder war es manchmal gar nicht so einfach zu verstehen.
Eines Tages kam die kleine Emma mit ihrer Mama zu ihm.
Ihr Opa war gestorben. „Was passiert jetzt mit Opa?“, fragte Emma leise.
Der Bestatter lächelte sanft. Er hatte silberne Haare, funkelnde Augen – und einen bunten Schmetterling auf der Schulter. „Weißt du, Emma“, sagte er, „ich helfe Menschen dabei, sich richtig und liebevoll zu verabschieden.
Auch von Menschen, die wir sehr doll vermissen.“
„Aber wo ist Opa jetzt?“, wollte Emma wissen.
„Vielleicht fliegt er gerade mit einem Windhauch über die Elbe.
Oder er ruht unter einem Baum in einem stillen Wald bei Lübeck
Manche Menschen wollen in einer Urne bleiben, andere möchten, dass ihre Asche über dem Meer verstreut wird. Weißt du was? Ich habe sogar schon jemanden mit einem Segelflieger über Hamburg gebracht und dort seine Asche in den Himmel geschickt.“
Emmas Augen wurden groß. „Darf man das einfach so?“
Der Bestatter lachte leise. „Nicht immer.
Aber ich glaube daran, dass der letzte Wunsch eines Menschen wichtiger ist als eine strenge Regel.
Deshalb helfe ich Familien dabei, Abschied zu nehmen – so, wie sie es sich wirklich wünschen.“
Er zeigte Emma ein Regal voller kleiner Urnen – bunt bemalt, mit Sternen, Blumen oder Regenbögen.
„Kinder dürfen mitentscheiden. Vielleicht willst du Opa eine Zeichnung malen?
Oder eine Blume auf seine Urne kleben?“
Emma nickte eifrig.
Und in den nächsten Tagen half sie dabei, Opas letzte Reise ganz besonders zu machen.
Es gab keine dunklen Anzüge, sondern bunte Tücher.
Kein kaltes Grab, sondern eine kleine Feier auf einem Steg am See.
Opa wurde in einer liebevoll gestalteten Urne in den See gelassen – mit einem Papierboot, das Emma gebastelt hatte.
Und der Bestatter? Er stand wie immer still daneben, mit seinem Sternenstaub-Herz, und passte auf, dass alles genau so war, wie es sich Opa gewünscht hätte.
Eine Geschichte von Tristan Thies – Bestattungen Thies